aus dem Alten Testament - Numeri 22-24
Unsere Geschichte beginnt mit einem lauten Klopfen. Eines Tages standen vor der Tür der Hütte von Bileam fremde, vornehme Männer. „Wir kommen im Auftrag von Balak, dem großen König der Moabiter“, hatten sie gesagt. „Er bittet dich, zu ihm zu kommen. Denn Du bist ein mächtiger Wahrsager, und König Balak bittet Dich um Deine Hilfe. Er wird Dich reich belohnen! Du brauchst dafür nur eine kleine Sache zu tun: Verfluche das Volk Israel! Diese Leute sind mit ihren Zelten und ihren Schafherden nach Moab eingewandert. Aber wir können sie nicht gebrauchen. Komm her und verfluche dieses fremde Volk! Vielleicht können wir dann mit den Israeliten kämpfen und sie besiegen. Wir haben schon viel von dir gehört, Bileam, und wir wissen: Wen du segnest, der ist gesegnet, wen du verfluchst, der ist verflucht!“
Doch Gott sagte zu Bileam: „Ziehe nicht zum König der Moabiter. Verfluche das Volk Israel nicht, denn ich habe es gesegnet.“ So zog Bileam nicht mit den Männern zu König Balak.
Doch Balak, der König der Moabiter, hatte keine Ruhe gegeben. Zwei Wochen später standen schon wieder Männer vor der Tür von Bileams Hütte. Dieses Mal erlaubte Gott Bileam, mitzugehen. „Aber du darfst nur tun, was ich dir sage“, hatte er ihm eingeschärft.
So zogen sie los. Bileam ritt auf seiner Eselin Elly.
Plötzlich sprang Elly über den Graben am Wegesrand auf das Feld. Und das, obwohl der Weg vor ihnen völlig frei war! Beinahe wäre Bileam vom Rücken seiner Eselin gefallen. „Hey, Elly“, rief er. „Spinnst du? Zurück auf den Weg mit dir, aber zügig!“. Er gab der Eselin einen kräftigen Schlag mit seinem Stock, und Elly gehorchte. Vorsichtig stieg sie über den Graben zurück auf den Weg und trottete weiter, als ob nichts gewesen wäre.
Die Sonne brannte vom Himmel, und Bileam wurde müde. Nein, er durfte jetzt nicht einschlafen! Nach dem Bocksprung von eben war Elly heute ja wohl alles zuzutrauen. Um sich wachzuhalten, dachte Bileam noch mal an alles, was bisher passiert war.
Plötzlich spürte Bileam einen Schmerz in seinem linken Bein. „Was ist denn nun wieder?“, rief er ärgerlich. Sein Fuß schrammte an einer Mauer entlang, an die die Eselin sich drückte. Dabei war auf dem Weg weit und breit kein Hindernis zu sehen! „Du bist ja echt verrückt geworden!“, schimpfte Bileam und schlug die Eselin zweimal fest mit seinem Stock. Als ob nichts gewesen wäre, kehrte sie in die Mitte des schmalen Weges zurück und trottete weiter.
Plötzlich knickte die Eselin mit den Vorderbeinen ein. Fast wäre Bileam über den Hals nach vorne gerutscht und vor Elly auf den Weg gefallen. Was war nur mit diesem Esel los! „Du blödes Vieh“, schimpfte er, und holte kräftig mit seinem Stock aus. Was zu viel war, war zu viel!
Auf einmal war ihm, als hörte er seine Eselin sprechen: „Was habe ich dir getan, dass du mich schlägst?“ Bileam zischte wütend zurück: „Zweimal wäre ich fast von Deinem Rücken gefallen, und mein Bein tut auch weh, du störrisches Vieh! Wenn ich ein Schwert hätte, würde ich dich auf der Stelle töten!“. Elly antwortete: „Du bist schon so oft auf mir geritten. War ich je störrisch? Bist Du jemals von meinem Rücken gefallen?“
Da öffnete Gott Bileam die Augen und er sah, dass vor ihm auf dem Weg ein Engel Gottes stand. Er hatte ein Schwert in d er Hand, und es gab kein Vorbeikommen für die Eselin. Denn links und rechts waren hohe Mauern, und der Engel stand an der engsten Stelle des Weges.
Bileam fiel auf die Knie. Der Engel sagte zu ihm: „Warum hast du deine Eselin geschlagen? Sie hat mich gesehen und Dir das Leben gerettet. Geh jetzt zu König Balak. Doch sage und tu nur das, was ich dir sagen werde!“
Endlich kamen sie bei König Balak an. Bileam sagte. „Lass Deine Leute einen Altar bauen!“, Gesagt, getan. Auf dem Altar wurden Tiere für den Gott Baal geopfert.
Doch als Bileam Israel verfluchen sollte, hörte er die Stimme Gottes. Sie befahl ihm, das Volk Israel zu segnen und zu weissagen: »Alle Feinde werden Israel unterliegen. Israel wird mächtig und stark werden.«
König Balak rief entsetzt: „Was soll das? Was tust du da?“ Doch Bileam antwortete: „Selbst, wenn du mir ein Haus voll Gold und Silber geben würdest „Gott hat Nein gesagt!“– ich muss Gottes Wort gehorchen. Er segnet dieses Volk, und Gottes Segen ist stark.
Meine Aufgabe ist es, den starken Segen Gottes weiterzusagen!“
aus: Einheitsübersetzung